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2008
Konservierung, Restaurierung und Rekonstruktion der Farbigkeit der Gewölberippen und Maßwerkfenster
Die Schlosskapelle Gifhorn wurde 1547 von Herzog Franz von Braunschweig-Lüneburg im spätgotischen Stil als protestantische Kapelle erbaut.
Der Restaurierung vorausgegangen war eine Untersuchung der Raumschale 2006/2007 mit Entwicklung eines Restaurierungskonzeptes anhand einer Probeachse. Die monochromen Wand-und Maßwerkflächen wurden im Zuge der Restaurierung der Kapelle von Restaurator Peter Oberascher bearbeitet.
Bei der Nachuntersuchung wurde eine unterschiedliche Farbgebung der Rippen im polygonalen Chor im Vergleich zu den Rippen des mittleren und westlichen Joches beobachtet. Im Chor sind die Rippen auf einer dünnen Kalkvorlage in grauer Kalkfassung vorgelegt. Ein schwarzer Begleitstrich schließt die Rippen zum Gewölbe hin ab. Auf diesem grauen Grund wurde mit Grautönen, Weiß und Schwarz eine Marmorierung aufgetragen. Bei den übrigen zwei Jochen sowie auf der Empore sind die Rippen in Rot- und Grautönen in Kalktechnik vorgelegt. Der Farbwechsel ist nicht regelmäßig, sondern verläuft unregelmäßig verteilten in kürzeren und längeren Abschnitten, wobei die Grautöne überwiegen. Die Farben verlaufen an den Übergangsbereichen ineinander. Auf diesen Grundtönen in Grau und Rot wurde eine Art Steininkrustation mit hellen Grautönen, Schwarz, Eisenoxidrot, Grün und Mennige in secco-Technik ausgeführt.
Restaurierungsmaßnahmen:
Abnahme des rezenten Anstriches naßchemisch sowie mechanisch mit Skalpell
Entfernen bzw. Abarbeiten zementhaltiger Kittungen in den Rippenfugen und Ersetzen mit Kalkmörtel
Schließen offener Fugen zwischen den Rippen- und Maßwerksegmenten mit Kalkmörtel
Sicherung von größeren Ausbrüchen im Maßwerk mit Edelstahldübeln
Grundierung der Rippen und Maßwerkfenster in Kalktechnik
Anlegen der Grundtöne in Kalktechnik; Verteilung der Rot-Grau-Farbigkeit nach Befund (nach Kartierung)
Rekonstruktion der Steininkrustation bzw. Marmorierung mit Tempera
Konservierung der freigelegten gut erhaltenen Primärdokumente der Steininkrustation
Schließen der Fehlstellen im Grundton der Befunde mit Punktretusche
Die retuschierten Originalbefunde sind als "Zeitfenster" im gesamten Kirchenraum bewahrt.